Jetzt brauche ich eine Pause
Nach beinahe drei Wochen immer gleicher Arbeit mit Lehm — Rohmaterial aus dem Wald kratzen, sieben, mischen und in die Struktur drücken — zeigen sich Ermüdungserscheinungen in den Gelenken. Aber die Wand steht.
Jetzt müssen die zwei Tonnen Lehm erst mal austrocknen, um dann den Feinverputz anbringen zu können. In der Zwischenzeit bin ich jeden Tag daran, die dazu benötigten 100 Liter Lehm in kleinen Portionen mit meiner Aufschwemmethode aus dem Rohmaterial zu gewinnen. Zeit, um mich wieder anderen Arbeiten hinzuwenden. Es bleibt ja immer noch was zu tun…
Vor allem das Trennen des Lehms vom Kies war mit einem Schüttsieb sehr mühsam kniend zu bewerkstelligen. Jetzt schiebe ich das Material in stehender Haltung relativ bequem mit einem Rakel einfach durch ein gröberes Gitter.
Mit Stroh und Wasser vermanscht drücke ich den Pfludi dann in die vorbereitete Struktur der Wand. Auch da bin ich neue Wege gegangen. Ich hoffe, das Ganze widersteht am Schluss der Schwerkraft und dass ich nicht ein paar Tonnen Erde wieder am Boden zusammenkratzen muss. Aber so viel glaube ich mit den Erfahrungen aus der Version 1.0 abschätzen zu können. Aber ich habe noch sehr viele Flächen zu erstellen. Vielleicht braucht es noch eine Version 3.0.
Diese knapp 12 Ster Brennholz sollten mich den nächsten Winter über die Runde bringen. Zum ersten Mal, seit ich hier wohne, ist es mir gelungen, neben den Aufbauarbeiten und dem laufenden Unterhalt eine gute Reserve an Energie für die kalten Tage aufzubauen. Das beruhigt ungemein. Das meist trockene Wetter der letzten Wochen hat mitgeholfen, dass ich viele schöne Stunden im Wald verbringen durfte.
Da habe ich mich schon wieder mal überschätzt: die beiden gefällten abgestorbenen Eichen waren zu viel für mein Tageswerk. Mit den letzten Sonnenstrahlen musste ich aufgeben und dem Prinzip untreu werden, die Piste freigeräumt zu hinterlassen.
Und am nächsten Tag nahm auch das Spalten viel mehr Zeit in Anspruch als erwartet. Aber immerhin musste ich nicht frieren. Es hat mir gehörig eingeheizt. Man sagt ja, die Buchen gäben zweimal warm: einmal beim Holzen und einmal im Ofen und das wird bei diesen Eichen nicht anders sein. Wobei dieses Totholz schon einige Zeichen aufweist, dass durch Zerfallsprozesse durch Pilze und Bakterien schon viel gespeicherte Energie verloren gegangen ist.
Und dann haben ja auch noch die Maden ihren Anteil weggefressen. Es bleibt mir wohl nur noch die Hälfte der Energie für den Ofen…