Mit Lehm (l’argile) und Ton (la glaise) geht’s nun weiter im Innenausbau
Wikipedia:
Lehm ist eine Mischung aus Sand (Korngröße > 63 µm), Schluff (Korngröße > 2 µm) und Ton (Korngröße < 2 µm). Er entsteht entweder durch Verwitterung aus Fest- oder Lockergesteinen oder durch die unsortierte Ablagerung der genannten Bestandteile. Unterschieden werden je nach Entstehung Berglehm, Gehängelehm, Geschiebelehm (Gletscher), Lösslehm (Löss) und Auenlehm (aus Flussablagerungen). Lehm ist weit verbreitet und leicht verfügbar, er stellt einen der ältesten Baustoffe dar.
Ton ist ein natürlich vorkommendes Material, das hauptsächlich aus Tonmineralteilchen besteht, bei ausreichenden Wassergehalten generell plastisch verformbar ist und spröde wird, wenn es getrocknet oder gebrannt wird. Obwohl Ton in der Regel Schichtsilikate enthält, kann er andere Materialien enthalten, die ihm Plastizität verleihen und aushärten, wenn sie getrocknet oder gebrannt werden. Als assoziierte Phasen kann Ton Materialien enthalten, die ihm keine Plastizität verleihen, z. B. Quarz, Calcit, Dolomit, Feldspat sowie organische Stoffe.
Anders als frühere Definitionen legt diese Definition der AIPEA (Association Internationale Pour L’Etudes Des Argiles) und der CMS (Clay Minerals Society) keine exakte Korngröße der Tonbestandteile fest, da verschiedene Disziplinen hier eigene Festlegungen getroffen haben. Als Tonpartikel gelten in den Geowissenschaften, entsprechend der Norm EN ISO 14688, Partikel < 2 µm (teilweise auch < 4 µm und in der Kolloidchemie < 1 µm.
Diese Wiki-Einträge bilden das theoretische Wissen, das ich nach ersten Versuchen (und mit den Erfahrungen aus einem Kurs im Ballenberg bei Ralph Künzler) nun im grösseren Massstab für den Innenausbau anwende. Alle verbleibenden Wandoberflächen sollen mit einer Schicht aus Lehm versehen werden, bei den Aussenwände über einer Isolation aus Hanf.
Zuerst wird im Wald das Material aus der Wand gepickelt…
…in Kessel geschaufelt und verladen.
Die tonigen Bestandteile sind stark mit Sand, Kies und Steinen versetzt.
Gesiebt erhalte ich nun ein feines Gemisch aus Sand mit tonigen Anteilen: Lehm…
…und Kies. Es ist mehr Gefühl als Wissen, das mich dazu bringt, diesen Kies nun zu waschen…
… und die im Wasser schwebenden Teile über Nacht in einem Kessel absetzen zu lassen.
Vom Wasser getrennt erhalte ich eine äusserst feine und klebrige Masse: Ton. Damit kann ich den Lehm, der ja keine genormte Qualität aufweist, je nach Bedarf in seiner Klebrigkeit einstellen.
Das verbleibende Kies wird im Wald für den Ausbau der Piste verwendet.
Der Lehm wird mit Wasser und Stroh zu einer klebrigen Masse vermischt…
… und als Kugeln geformt gegen die vorbereitete Holzstruktur der Wände geworfen…
… glattgestrichen und mit einem Jutefliess armiert. Das muss nun zuerst mal austrocknen.
Relativ schnell geht der Aufbau…
… aber es versteckt sich noch viel Detailarbeit.
Immerhin ist der Abfall rasch entsorgt.
Zugegeben, alles sieht noch ein wenig unorganisiert aus. Aber hier ist, mit Baustellenmaterial vermischt, meine Mini-Schreinerei am definitiven Standort zu sehen. In kleinen Schritten werde ich nun Struktur und Übersicht in das Durcheinander bringen müssen. Und wenn dann noch eine Elektroinstallation dazu kommt, die meinen Maschinen den notwendigen Saft liefert, dann kennt mein Glück keine Grenzen — vorausgesetzt, die 10 Jahre Stillstand im Lager haben den Maschinen nicht zugesetzt. Und vorausgesetzt natürlich, dass ich auch die erste Wohnung bezogen habe. Aber mit klarem Ziel vor Augen geht von nun an alles leichter.
Vor der Renovation hat eine ganze Kolonie von Fledermäusen das kleine Gebäude auf drei Etagen bevölkert. Je nach Witterung und Temperatur sind sie durch die Treppenöffnungen von einer Etage in die andere gewechselt. Mit meinem Innenausbau habe ich ihnen nur noch den Zugang zum Estrich gelassen. Ich war mir deshalb nicht sicher, ob diese Bedingungen ihnen noch zusagen würden. Bei meinen Zügelmanövern habe ich nun zum ersten Mal wieder im Estrich nachgeschaut. Und siehe da: es türmen sich schon wieder die Kothaufen am Boden. Und durch meine Störung aufgeschreckt, fliegen sie in Gruppen abenteuerliche Flugmanöver gegen meinen Kopf. Offensichtlich bin ich nicht erwünscht. Aber ich werde meine Ansprüche mit einem vergitterten Abteil für mein Depot zu verteidigen wissen. Schliesslich will ich auch eine Gegenleistung dafür, dass ich ihnen jedes Jahr den Mist wegräume. Denn in zehn Jahren wäre der Kothaufen mehrere Zentimeter hoch. Nicht meine Vorstellung von einem Biotop im Haus.
Endlich, nach langen Wochen mit fast täglichem Regen, zeigt sich die Sonne nun mit voller Macht und bringt so manche auf andere Gedanken.