Corona 3: Die Empfehlung des Bundesrates
Den Sendungen der Aktualitätsabteilungen der SRG wird eine Empfehlung des Bundesrates vorangestellt: „Bleiben Sie zu Hause, insbesondere wenn Sie krank sind oder 65 Jahre alt oder älter sind. Es sei denn, Sie müssen zur Arbeit gehen und können nicht von zu Hause aus arbeiten; es sei denn, Sie müssen zum Arzt oder zur Apotheke gehen, oder Sie müssen Lebensmittel einkaufen oder jemandem helfen. Der Bundesrat und die Schweiz zählen auf Sie!» (Version vom 17.3.2020, www.srf.ch)
Wenn ich dieser Empfehlung folge, dann kann ich auch krank arbeiten gehen, einkaufen und anderweitige Besorgungen machen. Es bleibt in meiner Einschätzung, ob ich als Kranker für andere in der Epidemiesituation eine Gefahr darstelle. Ich werde so zur behördlich genehmigten Virenschleuder. Im Fall, dass ich nicht krank, aber alt bin, gefährde ich vorerst nur mich selbst. Dass man im Kanton Uri nur dieses „harmlosere“ Segment der Gesellschaft unter Totalquarantäne stellen wollte, zeigt die inkonsequente, ja geradezu hilflose Einstellung einzelner Behörden.
Diese bundesrätliche Empfehlung entspricht der attestation, die ich beim Verlassen meines Hauses in Frankreich unterschrieben bei mir tragen muss, unter Nennung des Grundes meines Ausgangs. Obwohl es ein paar Unterschiede zwischen den beiden Versionen gibt (auch ist das eine eine Empfehlung und das andere eine Ausnahmeregelung unter einem verhängten Ausgehverbot), so kann man doch annehmen, dass beide Texte irgendwo abgeschrieben worden sind. Dazu braucht es keine Hintergedanken à la Verschwörungstheorien. Denn eigentlich sind alle diese Massnahmen ja auch gut begründbar. Nur Pech für die meisten unter uns: man hätte lieber an einem anderen Ort abgeschrieben. Das Bessere ist der Feind des Guten.
So weit ich den Tief- und Weitblick aus dem Internet habe, kommuniziert Singapur anders. Dort wird gesagt: bist du ein Risiko für dich und andere, dann bleib zu Hause. Punkt. Wenn es dann bei staatlichen Massnahmen für Spezialfälle noch Ausnahmen braucht, so kann man sich in Singapur ans zuständige Ministerium wenden.
Ist es da erstaunlich, dass es in Singapur bis jetzt weniger als 400 Infizierte mit 2 Toten gibt? Von den neuen Fällen sind jeweils ca. 90 % importiert. Was auch beweist, dass es nicht notwendig ist, die Grenzen auf Wunsch der SVP völlig dicht zu machen. Es reicht, wenn eine Kontrolle funktioniert, die die Krankheitsträger erfasst und isoliert. In Frankreich redet man lieber von „confinement“ als von Isolation. Nett. Nur halt dann kombiniert mit der Kriegsrhetorik des Präsidenten.
Wenn nun das Argument aufgeführt wird, nur unter einer Diktatur seien diese Massnahmen machbar, in demokratischen Gesellschaften aber unmöglich, dann frage ich mich, warum eine „Isolierung“ von einzelnen Personen zum Zweck, Leben zu retten, diktatorisch sein soll, eine halbe Volkswirtschaft mit Notrecht abzuwürgen, aber demokratisch. Es würde ja noch die Möglichkeit bestehen, die effizienten Massnahmen zu kopieren, auf unsere Strukturen hin zu adaptieren und dann per Notrecht zu verordnen. Ein paar Tausend Europäer könnten so eine Überlebenschance haben, die sie jetzt nicht bekommen.
Ist eine Erkenntnis nicht Teil von Wissenschaft, nicht Vernunft, nicht nützlich, nur weil sie unter antidemokratischen Bedingungen gewonnen wurde? Wird wirklich angenommen, dass eine Gesellschaft, die die Todesstrafe kennt, Homosexualität (noch) unter Strafe stellt und das Kippenschnipppen ahndet, alles falsch macht? Dass Franzosen foie gras, Froschschenkel und Schnecken essen hält uns ja auch nicht ab, Champagner zu trinken. Äh… wie verhält sich das nun wieder mit dem Vergleichen? Darüber habe ich mich zum Leidwesen einiger Blogleser ja schon im Beitrag vom 12.3.2018 ausgelassen. Sorry nochmals.


100000 Polizisten sind aufgeboten, diese Massnahme durchzusetzen. Monsieur le Président hat dem Virus offiziell den Krieg erklärt und setzt damit alle Einwohner Frankreichs zwischen die Fronten. Dass das ernst genommen wird, zeigt sich daran, dass einzelne Unternehmen schon lange vor 12 Uhr dicht gemacht haben. Im Auchan gibt es keinen Zucker, kein Mehl und keine Kartoffeln mehr. Vor allem die Rayons mit verpackten Lebensmitteln sind leer. Die Menschen befürchten das Schlimmste.
Am Dienstag morgen wurde der Marktplatz in Basel ab 6 Uhr von den Marktfahrern aufgebaut. Um 10 Uhr ist alles wieder verschwunden. Offensichtlich hat man aus der Perspektive des Rathauses gefunden, dass das eine Veranstaltungen mit mehr als 150 Personen sei. Derweil sich die Menschen halt im Migros Dreispitz um den Gemüsestand drängeln…
Beim Grenzübergang zu Malaysia gibt es am Dienstag Abend offensichtlich ein Gedränge bei der Einreise. Malaysia hat angekündigt, die Grenze zu schliessen. Malaysische Grenzgänger versuchen noch im sicheren Singapur zu landen, um dort weiterhin arbeiten zu können. Nicht Singapur schliesst die Grenzen, denn die Epidemie haben sie dort im Griff — aber auf den Import von Arbeitskräften und Lebensmitteln ist der Stadtstaat dringend angewiesen.
Auf einer ehemaligen kleinen Waldweide haben sich etwa ein Dutzend Birken den Lebensraum erobert und geteilt. Jetzt beginnen die ältesten unter ihnen zu zerfallen. Bevor sie von selbst umfallen und verfaulen, möchte ich von ihnen noch profitieren und sie zum Heizen nutzen. Schon ist die nächste Generation Bäume aus vorwiegend Eschen bereit. Es ist interessant, diesen stetigen Wandel, wenn auch nur für eine kurze Lebenszeit, im direkten Kontakt zu verfolgen — und auch zu beeinflussen. Bei den Birken bitte ich um Verständnis.